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Grand Canyon & Lake Powell

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2007
Di
20:30
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Den Betreiber des Hostels in Flagstaff hielt ich für einen Irischen Alkoholiker. Also einen Iren mein ich. Beim Abschied sagt er noch deutsche Worte. Wie bitte? Ach so. Gebürtiger Nordbayer aus Hof. Die Welt schrumpft wieder. Ich muss weiter, um sie groß zu machen.

Durch die Steppe Arizonas geht es nach Norden. Mit offenem Verdeck erheitert mich Boss Hoss, Jesus built my hotrod. Die Nebencanyons des großen schauen viel besser aus. Irre Farben und viel besseres Licht heute. Ständige Polizeikontrollen nerven mich. Bestimmt 10 mal häufiger als in Deutschland.

Der Grand Canyon unterteilt sich westlich von Flagstaff in zwei Höhenlagen. Ein weites oberes Tal und eine tiefe Schlucht in der Mitte. Im Grand Canyon National Park kann man nur an den Rand des oberen weiten Tals heranfahren. Bei Lees Ferry kann man nicht nur bis an den oberen Rand. Auf 700 Meilen ist es die einzige Stelle am Grand Canyon, an dem man bis direkt an den Fluss fahren kann. Zufällig entdeckt, später erfahren.

Ein Navajo-Tramper leitet mich zu meinem neuen Hostel. Bin der einzige Gast. Zeug rein, Frank raus. Ich fahr am Lake Powell entlang. Also mehr außen rum. An einem kleinen Stück. Der See ist 300 km lang, und nur alle 100 km führt eine geteerte Straße heran. Der Rest ist nur mit Jeep zu erreichen. Die Farben sind irre. Der untere Grand Canyon ist roter Sandstein. Am Lake Powell blenden die Felsen weiß in der Sonne.

Der Lake Powell ist eine National Recreation Area. Übler Begriff, üble Umsetzung. Erstens 15$ Eintritt, abgegolten durch meine Jahreskarte. Zweitens die amerikanische Vorstellung von „Erholung“: fett fressen und saufen, Jetski, Motorboot und ATV auspacken. Daraufhin lärmen was das Gaspedal hergibt. Wer zu dick zum laufen ist, heizt mit ATV durch die Dünen. Wer zu dumm zum schwimmen ist, spielt mit seinem Motorboot „balzender T-Rex“. Die resultierenden Wellen sind beachtlich. Echte „Sportler“ fahren Jetski.

Ich geh baden und überleg kurz, ob ich meine Abneigung gegen diese Art der „Erholung“ überwinden sollte. Kein Wind zum Kitesurfen, aber ein Board hinter nem Jetski…? Das Radio unterbricht das Programm für eine Sturmwarnung. Alles steht still. Könnte sein. Ich fahr zurück an den Glen Canyon Dam und reservier mir einen Platz für die Gratisführung. Sorry Olli, musste sein. Rufe morgen zurück.

Die Führung ist recht interessant und witzig. Flughafenartige Kontrollen. Rückseite des Tickets: Wer Bombenwitze macht, der fliegt. Wer abseits steht, wird exmatrikuliert. Ich frage, warum die Führung umsonst ist. Ausweichende Antworten. Damit die Welt erfährt: Der Glen Canyon Dam hat nur gute Auswirkungen auf den Grand Canyon. Nicht schlimm. Nach acht Jahren Trockenheit ist der Lake Powell eh halb leer. Noch acht weitere, und es gibt wieder ein Atomkraftwerk mehr in Amerika :-)

Am Abend kommen die Gewitter dann. Die untergehende Sonne lässt Felsen glühen. Zwischen den Superzellen: Sonnenstrahlen. Ich weiß gar nicht, in welche Richtung ich fotografieren soll. Wie soll ich das alles behalten? Oh, ein Regenbogen… Der Hunger treibt mich schließlich zu einem Mexikaner. Wieder das gleiche: blöd gegessen nach der Hälfte. Pünktlich zum Platzregen und Blitzen im Sekundentakt komm ich im Hostel an. Sogar die Gewitter sind riesig hier.

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