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km 4.549: Cusco

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2017
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Die Touri-Buslinien werben alle damit, daß sie genau diesen Weg nach Cusco nicht fahren würden. CIVA fährt die 830 km über die höchsten Andenpässe und spitzesten Haarnadelkurven, 18 Stunden durch die Nacht und mit dem Doppeldecker-Raumschiff.

Zum Morgengrauen wische ich das Kondenswasser vor dem Panoramasitz im Obergeschoss im falschen Moment weg. Man wird recht schnell wach, wenn deinem Raumschiff beim überholen auf einmal ein Truck aus einer Kurve entgegenkommt. Links geht es 300 m fast senkrecht nach unten.

Die Strecke führt über bis zu 4.500 m hohe Andenpässe, vorbei an abgelegenen Dörfern, durch mehrere Schichten von Wolken, in tiefe Schluchten – und das alles mehrere Male. Insgesamt überwindet der Bus auf dieser 18-stündigen Tour leicht 12.000 Höhenmeter – Google Maps scheitert an der Berechnung mit der Aussage „keine Strecke gefunden“.

Die Akklimatisation vom Beginn der Reise ist nach ein paar Wochen Kiten am Pazifik vollkommen flöten. Cusco liegt auf über 3.400 m – du steigst aus dem Bus und fängst sofort an, nach Luft zu schnappen. Die Altstadt mit den kolonialen Bauten und andalusischen Balkonen ist die mit Abstand schönste aller bisherigen Städte dieser Reise: nicht zu groß, nicht zu klein, wunderbar steil und endlich mal fast verkehrsbefreit.

Im 11. Jahrhundert verlagerten die Inca wegen einer langen Trockenperiode in ihrem ursprünglichen Heimatland um den Titicaca-See ihr Siedlungsgebiet weiter nach Norden in die feuchten Hochtäler rund um das heutige Cusco. Der Nabel der Welt des Inca Reiches hatte keinen langen Bestand. Als 1532 Pizarro einfiel lebten hier über 100.000 Inca. Die Spanier wurden zahlenmässig weit unterlegen mehrfach beinahe vertrieben – aber ihre Grausamkeit und eingeschleppte Krankheiten vernichteten letztendlich doch eine großartige Kultur fast vollständig. An der Kirche steht „Convento de la merced“.

Einige Inca-Mauern und Heiligtümer sind noch heute gut erhalten. Auch mein Hostel liegt in einem alten Kolonialgebäude, dessen Grundmauern noch von den Inca stammen. Im Innenhof mockieren sich junge Amerikanerinnen über fehlende Hilfsbereitschaft der Peruanischen Polizei bei der Ermittlung von Handydieben. In den 15-minütigen tödlich langweiligen Bericht schaffen sie es 126 mal „like“ einzubauen. Manchmal ist Wort wirklich ein Schatz – und manchmal Mund schlichtweg ein umgedrehtes Klo.

Ich frag mich , warum vor allem Amis für „besuchen“ und „ficken“ das gleiche Wort verwenden. „I did the Inca Trail.“. „I did her the night before.“. Ja was nun? Du hast den Inca Trail gebaut? Oder besucht? Und bist der Superstecher schlechthin?

“To be is to do” – Socrates.
“To do is to be” – Sartre.
“Do be do be do” – Sinatra.

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Alpaca & Coca-Tee


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