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Abtauchen im Terrouristen-Camp

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#271
2310
2008
Do
20:53
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Kein Mensch kann ständig nur Kitesurfen. Nach fünf Tagen auf dem Wasser wollen wir heute mal drunter. Wir buchen einen Tauchgang in Sosua. Die Einführung findet im Pool eines Terrouristen-Camps statt. Es gibt wirklich Menschen, die um die halbe Welt fliegen, um sich einsperren zu lassen. Nicht nur in Guantanamo.

Das Terrouristen-Camp liegt ein gutes Stück vor Cabarete. Damit die Terrouristen auch ja nicht auf die Idee kommen, in irgendeine Form des Kontakts mit den Ureinwohnern zu treten. Die Strandverkäufer mit Cocosnüssen mal ausgenommen. Und die Reanimatösen mit lustigen Spielchen wie Hufeisenwerfen. Der typische Terrourist ist meist fett und träge. Er nuckelt schon um elf Uhr Vormittags am Cuba Libre. Unalkoholisiert kann man die Schlagertechno-Bedröhnung auch nicht ertragen.

Zwischen den einzelnen Bungalows krächzen die Klimaanlagen so laut, dass man sich eigentlich ohne Tinnitus-Gefahr im Freien gar nicht aufhalten kann. Aber wer will das schon. Zwei Terror-Tölen schwanken an mir vorbei: „It’s so uncredibly hot again today.“ Stimmt. Genau deswegen seit ihr aus dem kalten Europa in dieses Camp gekarrt worden. Und jetzt husch husch ab ins klimatisierte Körbchen!

Am Pool hampeln zwei rosarote Weihnachtsmänner herum. „Put your hands up in the Air!“ Der Aerobic-Clause schwingt sein Zipfelmütze, die Walrosse im Pool ihre Fettpolster. Ein Bild für die Götter, einfach köstlich. Eine hässliche Terrouristin schaut etwas skeptisch unter ihrem Sonnenschirm zu. Sie zuzelt an einem Cuba Libre. Bang bang my baby shot me down…

Soviel Schwachsinn macht durstig. Ich geh an die Bar. Ein Cola bitte! Man identifiziert mangels neongrünem Insassen-Armband als Nicht-Terrourist. Ich bekomme erst gegen Bestechnugsgeld was. Wieder am Pool. Sabine taucht auf.

Eine Stunde später sind wir in der Bucht von Sosua. Der Tauchlehrer der Tauchschule Merlin fährt wie ein Henker. Tauchen tut er mit uns langsam. Zu sehen gibt’s 15m weit wenig Fische, ein paar einfarbige Korallen und eine beachtliche Menge an Müll. Dafür kostet der Tauchgang 5 Dollar mehr als beworben. Sabine taugt das Tauchen auch nicht, kriegt auf 3m Panik und bricht ab. Die Heimfahrt dürfen wir selber organisieren.

Das Tauchen war Dreck. Irgendwie kommt’s mir so vor als sollte man einfach nie mehr tauchen gehen, wenn man’s schon einmal auf Fiji getan hat. Wert war’s das ganze trotzdem. Ich amüsierte mich köstlich im Terrouristen-Camp. Sicherlich wirft mir jetzt so manch ein Leser Arroganz vor. Nehme ich diesbezüglich gerne an. Anspruch ist heute wirklich eine ganz grausame Art der Bescheidenheit.

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2 Kommentare

  • Peter schreibt am Samstag, 25.10.2008 um 14:23 Uhr:

    Es gibt neben Dir auch Menschen, die ihren Urlaub auf ihre Weise verbringen wollen und sich dabei wohl fühlen. Das kannst Du zwar nicht verstehen-aber es ist so. Deine Abscheu vor diesen Leuten ist erschreckend! Deine Art zu leben ist auch nicht jedermanns Sache. Dein ständiges Genöhle über Menschen, die nicht sind wie Du, kotzt mich langsam an. Peter

  • ff-webdesigner schreibt am Sonntag, 2.11.2008 um 16:25 Uhr:

    da hab ich dann was falsch geschildert oder du mich falsch verstanden. also: wir hätten beinahe genau dieses all inclusive hotel gebucht. eine woche vorher gabs keinen günstigen nurflug. für 400 euro mehr hätten wir in dem hotel 2 wochen vp all inclusive bekommen.

    hier im http://www.kitecamp.com zahl ich für 2 wochen hp in einer einfachen tarzan-hütte fast das gleiche – für hp ohne drinks (und die sind hier mittlerweile für das kleine bier mit 2,30 euro echt schweineteuer geworden). mir geht’s absolut nicht um den preis. wers hat soll’s ausgeben, ich könnte mir auch viel mehr leisten. es ist auch nicht so dass es automatisch ein „besseres reisen“ ergibt, wenn man weniger ausgibt, bestenfalls tendentiell.

    ich bekenn mich schuldig, wenns darum geht dass ich stolz darauf bin, mit wenig glücklich zu sein. aber deswegen neide ich es menschen überhaut nicht, wenn sie mehr haben. ich wüsste momentan gar nicht, was ich mit noch mehr geld tun sollte. und das sage ich, obwohl mir gerade noch etliche kunden insgesamt mehr als 5000 euro schulden. ich komme gut hin, die auftragsbücher sind prall gefüllt.

    ihr gehört beide für mich überhaupt nicht zu den „terrouristen“. ihr sperrt euch nicht ein, probiert viel aus, reist auch ausserhalb des hotels. ihr motzt nicht über die sonne im land, das man auf der flucht vor der kälte gewählt habt. ihr schüttet euch auch sicher nicht den schädel schon um 11 uhr zu, um dann im takt mit rosaroten weihnachtsmännern herumzuhüpfen.

    das was ich als „terrourist“ definiere: reisen ohne zu sehen. gröhlen statt reden. seperatisums und angst vor fremden kulturen. jeglichen zufall ausschliessen, alles in gruppen unternehmen.

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