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Sodom und Gonorrhoe im Paradies

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#116
2810
2007
So
23:28
Tag
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Jeder der auf Mana war berichtet in leuchtenden Farben vom Paradies. Niemand, den ich traf war so lange wie ich auf Mana. Meine Farben ändern sich mit der Aufenthaltsdauer. Ist man kurz da, leuchtet alles schön und grell. Ist man lange da, verblassen die Farben.

Was stets gleich schön bleibt ist die Farbe des Himmels, des Wassers, der Palmen. Die ändern sich nie. Das was verblasst, ist die Farbe der Reisenden hier. Obwohl sie von Tag zu Tag roter werden, werden sie jeden Tag weniger bunt. Als würde man viele Farben in einem Topf mischen. Was rauskommt aus der Vielfalt ist ein langweiliges Grau.

In ganz Fiji halten sich die Einheimischen recht zurück mit dem Alkohol. Hier auf Mana bechern sie teils erheblich, mit allen international bekannten negativen Folgeerscheinungen. Sie eifern den Reisenden hinterher, welche ins Paradies kommen, um im Alkohol zu ertrinken.

Nein ich bin kein Antialkoholiker. Ich feiere kräftig mit. Weiß nur nicht, was, und warum so oft. Der Unterschied: ich kann am Schluss immernoch klar reden. Gehe nicht verloren, schmeiß mich nicht weg, versuche jede Nacht würdevoll zu verabschieden.

Heute früh gegen halb acht stolpert eine immernoch besoffene Britin in unseren Dorm und krakelt eine „geniale“ Geschichte in die noch schlafende Runde. Stolz berichtet sie davon, dass sie mit dem Spruch „Ich hab nur noch ein Kondom, aber du wärst es mir wert.“ erlegt wurde. Ich flüstere ein „27“. Daraufhin kotzte der Typ am Strand über sie und pisste später in ihr Bett. Sie findet das lustig. Keine ungewöhnliche Geschichte hier. Alltag in Sodom und Gonorrhöe.

Der besoffene Barkeeper, der mindestens einmal täglich einer Touristin sagt, dass er sie gerne vögeln würde. Der Tauchinstruktor, der jeden Tag eine neue unendliche Liebe hat. Die Nachts verrutschenden Betten inklusive lauter Doppelbelegung. Den kopulierenden Alkoholleichen, über die ich im Dunkeln am Strand stolpere bin ich da schon fast dankbar.

Kanada ist das einzige Land, von dem ich in drei Wochen ein Nein mitbekommen hab. Schweden rutscht über England, während Frankreich dessen Hintern befummelt. Italien hockt über Griechenland schmollend im Eck, als Japan den letztnötigen Befreiuungsschluck versenkt. Fiji schießt ein Eigentor nach dem anderen, während es über vermeintliche Punkteverbesserung jubelt. Amerika kann sich nicht entschließen und bleibt deswegen ausnahmsweise mal außen vor. Irland steht vor einer mehr als historischen Doppelvereinigung mit England und Schottland. Deutschland sitzt, schaut und wundert sich.

Es ist solch eine Verschwendung von Ehre, Hirnzellen und Gefühl, dass ich mich frage, wo zum Teufel eigentlich der Unterschied zwischen Leben und Überleben begraben liegt.

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