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Der schwule Pirat aus dem Schwarzwald

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#113
1910
2007
Fr
14:37
Tag
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Ich kann nicht schlafen. Nach einem recht ereignislosen Tag und zusammengebrochenem Internet ziehe ich um eins am Strand entlang. Plötzlich höre ich Musik. Ein guter Gitarrenspieler, schöne Songs und gute Sänger. Wo man singt, da lass dich nieder. Ich lande mitten in einem sehr skurrilen Haufen aus Touristen und Einheimischen und werde sehr „warm“herzig begrüßt.

Fiji liegt am Ende der Welt. Mana liegt draußen im Meer vor dem Ende der Welt. Am Ende von Mana liegt das Mana Lagoon Hostel. Weiter weg geht nicht. Man sollte hier die abgeschiedensten Outsider der Welt erwarten. Sind sie aber nicht. Sie sind soweit mitten drin, wie nur irgendwie möglich.

Der schwarze Captain stellt sich mir als Giovanni Bosco aus dem Schwarzwald vor. Er trägt Rock, Banderole und eine Sonnenbrille mitten in der Nacht. Er hat das Ruder fest im Griff. Ein guter Captain, genauer gesagt, ein schwuler Pirat. Sein Freund rückt mir auf den Pelz aber schnallt nach einiger Zeit, dass ich rein zufällig an diesem Ende des Tisches Platz genommen habe.

Sie laden mich ein zu Bier, Zigaretten und ungekochten Trockennudeln Geschmacksrichtung Chicken. Meine Antibiotika sollen ihre Pflichtigkeit getan haben. Der wilde Trupp singt wunderschön, und nach jedem Song gibt’s eine Runde Taki: alle trinken Bier, einer nach dem anderen, alle aus einem Glas. Was ganz anderes als Oktoberfest. Ich bleibe bis zum frühen Morgen.

Nach zwei Stunden Schlaf wach ich ohne Schädel auf. Der schwule Pirat hat noch zwei Plätze frei in seinem Boot. Auf dem weg zum Riff klaut er stilecht etwas Sprit vom Tauchboot des Nachbarresorts. Weit draußen auf dem Meer geh ich raus zum Schnorcheln. Auf einmal ist das Boot weg. Die anderen Taucher sagen mir, dass wir hier zwei Stunden Speerfischen werden.

Wir gehen auf Jagd. Die Waffen: abenteuerliche selbstgebastelte Harpunen. Baustahl, 5mm dick und 80cm lang. Vorne eine Spitze, hinten eine Kerbe. Ich stülpe die eine Schlaufe über den linken Daumen. Daran befestigt: ein Gummischlauch, hinten eine weitere Schlaufe für die Harpune. Das Ganze funktioniert ähnlich wie eine Steinschleuder für Einhändige.

Schießen kann man damit nicht weit, maximal einen Meter. Ich schaue lange zu, wo der beste Jäger sucht, wie er lauert, wie er zielt und schießt. Nach einer Stunde schieße ich endlich auch einen Fisch. Den kleinsten des Tages. Die großen sind schließlich viel zu einfach zu treffen.

Die Fijianer schießen richtig dicke und bunte Brocken. Ich kenn den Namen des Fisches auf deutsch nicht. Ist auf jeden Fall eine – wenn falsch zubereitet tödliche – und stets schweineteure Spezialität in Japan. Schaut aus wie aus der Urzeit mit all seinen Stacheln und den Zombieaugen. Nach 2 Stunden geht’s wieder zurück, nicht ohne einen weiteren ordentlichen Sonnenbrand.

Das Internet ist den zweiten Tag offline. Ich bin kurz davor, zu einer anderen Insel oder zurück zum „Festland“ überzusetzen. Habe dringende Arbeit online zu erledigen. Dann bietet mir der Tauchinstruktor Andrew seinen mobilen Wireless-Zugang an. Alle Probleme lösen sich im feinen weißen Sand auf. Mal von den Ameisen in meinem Laptop abgesehen.

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Ein Kommentar

  • Melly schreibt am Dienstag, 23.10.2007 um 1:55 Uhr:

    Fugo. Kugelfisch. Wenns beim Essen auf der Zunge prickelt, macht man Weltreise für immer…
    Viel Spaß beim Tauchschein, ist umgekehrt wie fliegen: rauf gehts immer irgendwie ;-)

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